Zahlen, nichts als Zahlen. Und?
571 Kilogramm Lebensmittel werden in Deutschland weggeschmissen. Nicht am Tag, nicht stündlich, nein: jede Sekunde. Das ist eine Zahl. Eine verstörende Zahl, wie ich finde. Aber was machen wir mit Zahlen? Wir lesen sie, denken kurz: krass. Und das wars. Stellen wir auch einen Zusammenhang her, mit unserem eigenen Leben? Selten. Zahlen sind eben nur Zahlen. Und manchmal sind sie so groß, dass sie abstrakt bleiben. Denn wer kann schon was anfangen mit dieser Zahl: 18.000.000 Tonnen – das ist die Menge an Lebensmitteln die in Deutschland laut Umweltorganisation WWF jedes Jahr im Abfall landen. In Kilogramm umgerechnet also nochmal drei Nullen dran: 18.000.000.000. Und selbst wenn die Zahlen kleiner werden, und man tatsächlich damit etwas anfangen kann – wer denkt denn schon beim Abwiegen seines Gemüses im Supermarkt daran, dass rund ein Drittel unseres Einkaufs, statistisch gesehen, am Ende des Jahres ungenutzt in der Tonne landet? Kaum einer. Ich auch nicht. Wir haben besseres zu tun. Oder sagen wir: anderes. Wir alle haben Job, Familie, Freunde, Sorgen, Streß, Probleme. Und die meisten von uns wollen ihren Einkauf schnell erledigen, um sich danach um eben diese Dinge kümmern zu können. Das ist auch in Ordnung. Im Prinzip. Schwierig wird es dann, wenn wir zu viel einkaufen und in der Folge zu viel wegwerfen. Denn klar: Die wenigsten von uns gehen ganz gezielt mit einer Einkaufsliste in den Supermarkt und mit exakt den Dingen die darauf stehen auch wieder heraus. Die Supermärkte legen es darauf an uns zum Kaufen zu animieren. Uns neugierig zu machen, uns mit Angeboten zu locken. Konsum. Es ist ihr Job. Ich war noch in keinem Laden, der mich schon beim Betreten etwa mit einem großen Schild daran erinnert hätte: Kauf nur das ein, was Du auch wirklich brauchst – sonst landet wieder zu viel im Mülleimer. Unvorstellbar auch diese Szene: Ich stehe in der Gemüseabteilung und dann kommt ein freundlicher Mitarbeiter, wünscht mir einen schönen Einkauf und erinnert mich am Ende daran, dass ich lieber nur das kaufen soll, was benötigt wird. Bei diesem Gedanken muss ich schmunzeln. Ginge ja aber auch sogar noch drastischer – wie wäre es mit Aufklebern auf den Hähnchenschenkeln oder dem Hackfleisch, ähnlich wie auf Zigarettenschachtel: Vorsicht! Zu viel Konsum schadet unserem Planeten und unserer Zukunft! Das alles wird es nie geben. Klar. Wäre vielleicht auch übertrieben. Aber ganz unnötig wäre es nicht. Klar ist jedenfalls: So weitermachen können wir nicht. Wir müssen Verantwortung übernehmen, für uns, für unseren Planeten, für unsere Kinder und ihre Zukunft. Ein gläubiger Katholik würde wohl sagen: Lebensmittelverschwendung ist eine Sünde. Denn wenn man es mal vom Ende her betrachtet: all das Gemüse, das Obst, das Brot, das im Müll landet – da wurde Energie hineingesteckt, Wasser, Arbeitskraft, Benzin für den Transport... Und besonders drastisch wird es, wenn man an die Tieren denkt: 230.00 Rinder, 4,1 Millionen Schweine und gut 45 Millionen Hühner hätten nicht gefüttert und geschlachtet werden müssen. Denn sie landen wegen unserer Lebensmittelverschwendung jedes Jahr im Mülleimer. Nicht auf der Welt, nicht in Europa – nein, nur hier, bei uns, in Deutschland.
Zahlen.
Und was machen wir daraus?